Bahnstrecke Betzdorf-Freudenberg

VCD sieht Chancen für den Personen und Güterverkehr zwischen Freudenberg und Betzdorf auf der Schiene.

„Die Weichenstellung kann nur in den Köpfen der Politiker statt finden.“ so Achim Walder vom VCD-Landesvorstand. Die Bahnstrecke Kirchen-Freudenberg wurde am 29. Januar 1993 aus „wirtschaftlichen“ Gründen stillgelegt, nachdem die Deutsche Bahn die betroffenen Unternehmen befragt hatte.
Dies und noch mehr konnte man am 3. Februar1995 in der Siegener Zeitung lesen. Abei wurde für die nächsten 5 Jahre Investitionskosten von etwa 15,3 Mill. DM und Instandhaltungskosten von etwa 1,3 Mill. DM für die 13,54 m lange Strecke aufgeführt. Diese Angaben und auch der Kaufpreis mögen reell sein, aber eine endgültige Schließung der Strecke und die dadurch folgende Verlagerung des Güter- und Personenverkehrs auf die Straße rechtfertigt dies aus heutiger Sicht jedoch nicht. Der Personenverkehr hat sich mit Sicherheit nicht in den Bus, sondern in den eigenen Pkw verlagert und dürfte somit zusammen mit der zusätzlichen Straßengüterverkehr für eine erhebliche Zunahme der Straßenbelastung zwischen der A4 und Betzdorf gesorgt haben.
Eine Teilentlastung würde für den Luftkurort Freudenberg zwar eine Umgehungsstraße sein, aber auch ein Verlust von Sauerstoff spendenden Waldflächen. Außerdem wäre die Umgehungsstraße mit Sicherheit nicht billiger und schneller zu realisieren als ein ÖPNV und Güterverkehr auf der Schiene. Zumal bräuchte die Stadt Freudenberg die Bahnstrecke nur für 1 DM zu Kaufen, und die Betriebsführung und Instandhaltung könnte der Westerwaldbahn, die Interesse an dieser Bahnstrecke hat, überlassen werden. Für die Investitionen in die Strecke und somit in den ÖPNV steht dann ja auch noch der zweckgebundene große Topf der Länder bzw. des Bundes und andere Zuschüsse bereit.
Somit bleibt auch ohne Anschubfinanzierung der DB-AG für Freudenberg nicht mehr viel übrig. Es gibt Beispiele in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Hessen und Nordrhein-Westfalen für eine gesunde Übernahme und Reaktivierung von Bahnstrecken.
Eine Attraktivierung der Strecke kann durch die Einführung von Stundentakt und ortsnahe Verlegung von Haltepunkten mit Bedarfshalten geschehen. Für den Personenverkehr könnten Fahrzeuge in Form des Typs VT628 oder NE81 eingesetzt werden.
Für den Güterverkehr könnten ebenfalls Triebwagen eingesetzt werden. Die NE81 Triebwagen sind dafür sogar mit Funkfernsteuerung ausgerüstet, wodurch für den Personen- und Güterverkehr je Fahrzeug nur eine Person erforderlich ist. Der Fahrausweisverkauf kann durch den Triebfahrzeugführer oder Fahrausweisautomaten erfolgt. Der Güterverkehr könnte mit ortsnaher Umlademöglichkeit oder mit Wechselbehälter bzw. Container (falls kein Gleisanschluß vorhanden ist) geregelt werden.
Was also auf der Straße effektiv verbleibt ist neben geringem Fernverkehr der Zubringer per Bus, ggf. der PKW (für Park&Ride ist an den Bahnhöfen genügend Platz) der Güternahverkehr und am Wochenende sehr viel Platz für Fahrradfreunde. Auf eine solche oder ähnliche Lösung würden wir alle, vor allen Dingen die Gemeinden mit ihren Kassen und die Umwelt profitieren, wenn die Herrschaften in der Gemeinepolitik nur einmal über ihre eigene Nasenspitze hinaus sehen und dadurch etwas mehr Weitsicht zeigen würden.
Was in anderen Gemeinden schon lange mit der Reaktivierung von Bahnstrecken, Straßenbahnen und Schienengüterverkehr praktiziert wird, sollte hier nicht mit „abwarten und Tee trinken“ verschlafen werden. Außerdem würde eine anderweitige Nutzung der Bahnstrecke für Straßenbau bzw., Radwege nur Kosten, mehr Straßenverkehr und noch mehr Umweltschäden mit sich führen.
Ähnliche Attraktivierungen oder Reaktivierungen mit Stundentakt bzw. sogar Intergegioanschluß wäre z.B. für Betzdorf-Haiger (Dillenburg und Olpe-Dieringhausen-Drolshagen-(Köln) durchführbar. Auch für die Strecke zwischen Altenkirchen und Au/Sieg wäre eine Verbesserung durch Eingliederung in den Verkehrsverbund Rhein-Sieg machbar.