Bahnverspätungen, hat die Bahn das Bahnfahren verlernt

Pünktlichkeit der Bahn nur noch Utopie?

Jeder Bahnreisende kennt dies: Man hat einen Termin – beruflicher oder privater Natur -, kommt rechtzeitig zum Bahnhof, aber der Zug zum gewünschten Ziel bleibt aus.
Insbesondere die RE 9 (Krefeld – Siegen) ist davon betroffen. Dies gilt für beide Richtungen. Durch diese Verspätungen sind oftmals notwendige Anschlüsse von Bus und Bahn nicht mehr zu erreichen, wie dem ÖPNV-Tagebuch des Umwelt- und Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) zu entnehmen ist. Die Last des Wartens trägt der Bahnreisende. Anstelle von Vergünstigungen wird der „Kunde König“ demnächst noch bestraft, indem er für zurückgegebene Fahrkarten eine Pauschalgebühr an die Bahn entrichten muss. Ab 15.12. gilt auch auf vielen Busstrecken keine Bahncardermäßigung mehr; zusätzlich reduziert sie sich auf 25%. Warum aber kann oder will die Deutsche Bahn AG das Verspätungsproblem nicht lösen?
Trotz dieses Mankos hatte sie bei der Ausschreibung von insgesamt fünf Bewerbern den Zuschlag für die Siegstrecke erhalten. Zu Recht stellt man sich die Frage, ob die Politik hier richtig entschieden hat. Zwar werden auch 2003 inder Weihnachtszeit zusätzliche Züge angeboten, jedoch profitieren z. B. Berufspendler wenig von diesem Angebot. Um diesen Bahnkunden wenigstens eine kleine Entschädigung für ihre unfreiwillige Wartezeit zu bieten, sollte die Bahn AG aufgrund von Verspätungen Gutscheine von den am Siegener Bahnhof umliegenden Cafés oder von McDonald’s bereitstellen.
Leider besteht das Verspätungsproblem auch auf den Strecken der RB 16 (Ruhr-Sieg-Express) und RB 91 (Ruhr-Sieg-Bahn). Ein zusätzliches Problem stellen die Triebwagen „VT 640“ im Komfortbereich dar. Sehr harte Sitze ohne Armlehnen machen längere Fahrten zur Tortur. Es existieren nur wenige Toiletten; Zugbegleitpersonal sucht man vergebens. Durch die Klimaanlage entsteht das Gefühl, als seien ständig die Fenster geöffnet. In der RE 9 auf der Siegstrecke müssen sich die Fahrgäste zu bestimmten Tageszeiten oft noch mit übervollen Zügen plagen.
Wo bleibt eigentlich die Serviceleistung im Gegenzug zu den ständigen Fahrpreiserhöhungen in diesen Fällen? Nun ist es an der Zeit, dass die Bahn AG ihr Angebot schnellstens nachbessert, damit nicht noch mehr Kunden von der Schiene abwandern.

Keine Zuganzeige am BHf. Siegen und Bhf. Siegen-Weidenau

Ersatzteile gibt´s nicht mehr – und vorerst auch kein Geld für neue Tafeln

Das schaffen die Anzeigetafeln auf dem Siegener Bahnhof gerade noch: „Bitte Ansage beachten.“ Das Problem ist wirklich nicht zu übersehen: Wer auf dem Siegener Hauptbahnhof oder in Weidenau den Bahnsteig betritt und anhand der sogenannten Zugziel-Anzeigen erfahren will, wann denn nun die nächste Bahn an diesem Gleis abfährt, wird enttäuscht sein – denn die Anzeigetafeln sind außer Betrieb. Schon länger.
Genauer gesagt: seit Monaten. Und daran wird sich wohl auch so bald nichts ändern. „Eine Reparatur wird es nicht geben“, sagte gestern im WR-Gespräch Bahn-Sprecher Manfred Pietschmann. Schließlich hätten die Anzeigen „zum Teil 40 Jahre auf dem Buckel“. Und Ersatzteile seien „heute nicht mehr aufzutreiben“.
In Essen, Düsseldorf und Hagen aber geht´s: Hier wurden – zum Teil erst kürzlich – auf den Bahnhöfen nagelneue Anzeigen montiert. Warum eigentlich nicht auch in Siegen? Dazu Pietschmann: „Essen etwa steht in der Prioritätenliste klar vor Siegen. Dort läuft ja zum Beispiel auch ICE-Verkehr.“
Den Bahnbenutzer ab Siegen wundert´s, helfen tut es ihm aber nicht. „Natürlich sind die Fahrgäste nicht fröhlich“, bedauert Pietschmann. Doch an der Situation lasse sich momentan nun mal nichts ändern. „Ich hoffe nur, dass die Durchsagen auf den Siegener Bahnhöfen besser sind als anderswo.“ Sicherlich auch kein Trost. Und Bahnbedienstete als Ansprechpartner sind ebenfalls Mangelware. Ein Früh- und Spätdienst ist in Siegen zwar eingerichtet, doch leider sei einer der beiden „Rotkäppchen“ – Originalton Pietschmann – in letzter Zeit oft krank gewesen.
Bleibt oft nur der Blick in den Fahrplan. Bleibt jenem Bahnbenutzer, der nicht gerade „ein alter Hase“ ist, fast nur noch der Blick auf die aktuellen Fahrplan-Aushänge. Geld sei einfach nicht da, so der Bahn-Sprecher – vor allem nicht im Unternehmensbereich „Station und Service“, der vielerorts nicht wirtschaftlich arbeite. Für die kaputten Zugziel-Anzeigen bedeutet das: „Die bleiben so lange ausgeschaltet hängen, bis wir neue kriegen.“ Damit sei aber so bald nicht zu rechnen, denn: „Alle Budgets sind derzeit auf Eis gelegt.“ Letzte Frage: Warum kann sich die Bahn AG einen eigenen Fernsehsender namens „Bahn TV“ leisten, hat aber für besseren Kunden-Service keinen müden Euro? Pietschmann: „Das sind zwei ganz verschiedene Paar Stiefel: Unternehmenskommunikation hier, der Bereich Station und Service da. Und jeder Bereich wirtschaftet für sich.“

Metrorapid verzögert Realisierung wichtiger Projekte

Metrorapid verzögert Realisierung wichtiger Projekte für Bus und Bahn/Festhalten an Magnetbahn angesichts dramatischer Finanzierungskrise im öffentlichen Verkehr unverantwortlich.

Als „zumindest irreführend“ hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Aussagen des Siegener SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Dieter Moritz bezeichnet, wonach eine etwaige Realisierung des Metrorapid nicht zulasten der Finanzierung von Projekten des öffentlichen Verkehrs auch in Südwestfalen gehe.
„Klar ist: Man kann Geld nur einmal ausgeben“, so VCD-Sprecher Achim Walder. Im Jahr 2002 wurden von seiten des Landes gut 15 Mio € für das Projekt Metrorapid aufgewandt, für 2003 sind 31,2 Mio € vorgesehen. Auch wenn diese Mittel zukünftig durch Bundesmittel refinanziert werden, bedeutet das, dass zumindest derzeit andere Maßnahmen für Bus und Bahn nur in eingeschränktem Ausmass finanziert werden können.
„Somit verschärft die Verwendung von Mitteln für den Metrorapid die akuten Probleme bei der zukünftigen Finanzierung von Projekten des öffentlichen Verkehrs in NRW“, so Walder. Richtig sei allerdings auch, dass dabei der Metroapid nur einer und nicht der gewichtigste Aspekt sei: So fällt infolge des neuen Regionalisierungsgesetzes im Bund die Steigerung der Mittel für Bahn und Bus geringer aus als angenommen (für NRW 2002 gut 80 Mio € weniger). Zudem müßten die jetzt umgesetzten Verbesserungen im regionalen Bahnverkehr finanziert werden. Schließlich habe die Landesregierung ergänzende eigene Mittel gestrichen und durch Bundesmittel ersetzt.
Für den Bereich des Regierungsbezirkes Arnsberg bedeute das, dass im gesamten Regierungsbezirk für neue Projekte im ÖPNV-Landesprogramm 2002-2006 (2. Stufe) nur 25 Mio € zur Verfügung stünden – also 5 Mio € pro Jahr. Von seiten der Kommunen und Kreise angemeldet (und als realisierungswürdig eingestuft) wurden aber Projekte mit zuschußfähigen Kosten von über 250 Mio €. „Das heisst: Entweder kann kaum etwas neu finanziert werden, oder aber viele Projekte müßten gestrichen oder verschoben werden,“ so Achim Walder. Unter die 2. Stufe des ÖPNV-Ausbauprogramms fallen auch die Neugestaltung der Bahnhofsunterführung Siegen Hbf, Verbesserungen an Haltestellen in Siegen und Olpe sowie die Erweiterung der Hellertalbahn (Führung über Neunkirchen nach Salchendorf) mit einem Gesamtvolumen an zuschußfähigen Kosten von rund 22 Mio €.
„Dass Teile der SPD angesichts der dramatischen Finanzkrise im öffentlichen Verkehr, wo viele unstrittige Verbesserungen auf Jahre hinaus nicht umgesetzt werden können, am unsinnigen Prestigeprojekt Metrorapid festhalten – darin liegt der eigentliche Skandal“, so Walder.
Ausdrücklich begrüßt der VCD, dass nach Aussage von Moritz die SPD weiter zum Beschluß des Landtages vom 1.3.02 stehe, wonach keine Landesmittel für den Metrorapid zur Verfügung gestellt werden. Dann aber stelle sich die Frage, woher denn die – bei Erhalt der Bundesmittel von 1,75 Mrd € – mindestens fehlenden 1,5 Mrd € für das Projekt kommen sollen, so der VCD.