Auf völliges Unverständnis stößt bei den Mitgliedern des VCD-Kreisverbandes wie auch bei den Benutzern Öffentlicher Verkehrsmittel die Diskussion um die Einführung von Parkgebühren. In einer Zeit knapper Kassen ist es nicht einzusehen, daß Besucher der Innenstädte kostenlosen Parkraum zur Verfügung gestellt bekommen. Die Parkplätze sind größtenteils mit Steuergeldern gebaut worden. Die Erstellung eines ebenerdigen Parkplatzes schlägt mit 15.000 bis 20.000 DM zu Buche, Stellplätze in Tief- oder Hochgaragen kosten weit mehr! (z.B. Parkhaus am Kreiskrankenhaus Siegen, 67 Parkplätze für 2,3 Mil. DM, Einzelpreis 34.328 DM). Diese Steuergelder müssen auch wieder erwirtschaftet werden, damit neue Aufgaben finanziert werden können.
Zum anderen hat sich gezeigt, daß mehr Parkplätze in Innenstädten auch mehr Verkehr verursachen, was in Olpe täglich zu erfahren ist. Parkleitsysteme schaffen nur eine vordergründige Entlastung auf dem begrenzten Parkraum. Jeder Autofahrer kann dann zwar im voraus sehen, wo es Parkplätze gibt, jedoch wird er weiterhin versuchen, möglichst nahe am Geschäft zu parken. Für Parkgebühren spricht auch, daß diese dann intensiver genutzt werden.
Ganz anders geht es den Benutzern Öffentlicher Verkehrsmittel. Welchen Service bietet der Olper Einzelhandel den ÖPNV-Benutzern? Von Angeboten wie Lieferung der Ware nach hause oder Taschendepots bis zum Ende des Einkaufs war noch nichts zu vernehmen. Es ist eigentlich nicht einzusehen, daß die Kunden, die ohne Auto in Olpe einkaufen, über die Verkaufspreise in den Geschäften den Autofahrern die Parkplätze mitfinanzieren, wenn die Geschäfte eigene Parkplätze haben, aber selbst keine Vergünstigung erhalten. Ähnlich ergeht es den Fahrradfahrern. Für Fahrräder stehen kaum sichere und gebrauchstüchtige Einstellplätze, nicht die von der Marke ‚Felgentod‘, zur Verfügung. Untersuchungen ergaben, daß Fahrradfahrer treueste Kunden des Einzelhandels sind, denn sie kommen mehrmals die Woche und kaufen frische Ware ein, im Gegensatz zu vielen Autofahrern, die lieber einmal die Woche zum Großmarkt auf die grüne Wiese fahren.
Leider ist auch noch kein Politiker auf die Idee gekommen, die ÖPNV-Nutzer für ihren Beitrag zum Umweltschutz und zur Verkehrsentlastung in Olpe zu honorieren. Im Gegensatz zu den kostenlosen Parkplätzen gibt es keine Verbilligung oder Ermäßigung für Busfahrkarten. In verschiedenen Städten erstatten Einzelhändler den ÖPNV-Benutzern einen Teil ihrer Fahrkosten, damit werden Parkplätze für die Kunden frei, die unbedingt auf das Auto angewiesen sind. Ein Vorbild für Olpe?
Von Parkgebühren werden keine Kunden abgeschreckt, in Olpe einzukaufen. Befragungen nach der Einführung von Parkgebühren in anderen Städten ergaben keinen Rückgang. Eine Autofahrt nach Kreuztal oder Siegen, das sind hin und zurück mehr als 40 km, kostet, wenn man nur das Benzin rechnet, mehr als 4.-DM (nach Angaben des ADAC 20.-DM). Wer trotzdem fährt, Zeit und Geld investiert, kann einfach nicht rechnen!
Über die Parkgebühren leisten auch die Autofahrer einen Beitrag dafür, daß Parkplätze in Innenstädten zur Verfügung gestellt werden können. Jeder der eine Leistung in Anspruch nimmt, hat auch dafür zu bezahlen, wie es in allen anderen Bereichen unwidersprochen bereits der Fall ist. Der VCD plädiert für Parkgebühren von der ersten Stunde an, denn ein Busbenutzer muß auch den vollen Fahrpreis bezahlen, auch wenn er nur eine halbe Stunde in Olpe einkauft.