Ende der IR-Ära, Jahrzehnte verfehlte Verkehrspolitik der Region
Nun ist es soweit, die Großstadt Siegen, die Region Siegen-Wittgenstein-Olpe gerät in den verkehrliche Abseits. Kein Fernverkehr mehr in der Region. Lange hat der Kampf um den IR gedauert, nun verlässt am Samstag um 17:42 der letzte Fernzug das Siegerland. In den 70-ziger Jahren fuhren durch oder aus der Region Züge teilweise mit Speisewagen oder IC-Wagen. Ziel die direkt erreicht werden konnten waren
· Oberstdorf, München, Stuttgart, Heidelberg, Frankfurt
· Würzburg, Nürnberg, Passau
· Oberhausen, Dortmund, Hagen, Münster, Emmerich, Norddeich
· Kassel
· Köln, Venlo, Eindhoven
1988 wurden diese Verbindungen zu Gunsten des IR-Vorlaufbetriebs (IR-22) eingestellt. In ganz Deutschland wurde ein neues Produkt aus der Taufe gehoben. Ein schneller hochwertiger Fernverkehr, der die Regionen verbinden soll. Die Wagen wurden umgebaut und die Züge hatten ein Bistro. Auf der Strecke Hagen-Siegen-Frankfurt kamen die Verbesserungen außer dem neuen Namen der Züge erst spät. Mehrere Jahre wurde weiterhin altes Wagenmaterial eingesetzt.
Auch hatte der IR lange Zeit mit Verspätungen zu kämpfen, die durch den Fahrtrichtungswechsel in Hagen und Gießen verursacht wurden. Auch waren die Wendezeiten am den Endbahnhöfen in Frankfurt und Münster zu kurz. Es besserte sich erst mit der Einführung von Wendezugeinheiten mit Steuerwagen. Aus technischen Gründen wurden diese jedoch bald wieder von der Strecke abgezogen. Nun erhielten die Züge eine Lokomotive an jedes Ende, ein umsetzen der Lok entfiel dadurch, doch die Betriebskosten stiegen.
Die Fahrgastzahlen waren nach der Einführung des IR-Verkehrs zurückgegangen. Halte wie in Kreuztal wurden gestrichen, Fahrgäste mussten erst mit dem Bus nach Weidenau fahren, denn Zugverbindungen waren mit langen Wartezeiten in Weidenau verbunden. Auch fuhren die IR nicht den Hauptbahnhof Siegen an. Lange gab es auch Streit im Kreis Olpe, sollte der Zug nun in Altenhundem oder Finnentrop halten, beide Bahnhöfe hatte Anschlussverbindungen, die Bahn nach Attendorn und Olpe oder wichtige Busverbinden von Altenhundem. Es kam zu einer schlechten Lösung: der IR-Zug der alle zwei Stunden fuhr wechselte alle vier Stunden den Bahnhof. Im nächsten Fahrplan hielt er dann an beiden Bahnhöfen.
Nicht mit jedem Fahrschein konnte man den IR nutzen, (im Ruhrgebiet gab es ein Zusatzticket für die IR-Nutzung), Fahrgäste mit Verbundfahrausweisen und Studenten mit Semesterticket waren ausgeschlossen.
Bei der DB-Fahrplanauskunft wurde die direkte Verbindung Hagen-Frankfurt durch Südwestfalen meist nicht angeboten, sie war von der Fahrzeit kürzer und preiswerter als die Verbindung über Köln. Der VCD vermutete dahinter System. Während die Rheinstrecke hohe Fahrgastbelastungen aufwies, fuhren die IR nicht ausgelastet.
1996 berichtete das Fachblatt „BahnReport“ (3/1996) von internen Beschlüssen des Vorstands der Deutschen Bahn AG, den InterRegio als Zuggattung abzuschaffen. Von 1996 an wurde versucht, dem IR neue Endbahnhöfe zu geben. Im Gespräch waren im Süden Heidelberg oder Würzburg. Im Norden wurde der IR nach Düsseldorf umgeleitet mit Verbindungen nach Aachen. Alles hatte jedoch nicht den erhofften Erfolg.
Zum Fahrplanwechsel 2001/02 wurden bis auf eine IR-Verbindung alle anderen gestrichen. Nur die Verbindung Frankfurt-Siegen-Norddeich mit je einem Zug pro Richtung blieb erhalten. Durch Einsatz von Zweckverband Personennahverkehr und Land NRW wurde die neue RegionalExpress RE16 im Stundentakt eingesetzt. Eine durchgehende Verbindung war aber nicht mehr gegeben. Alle Fahrgäste müssen heute in Siegen und Giessen umsteigen, was mit mehr Unannehmlichkeiten verbunden ist, besonders seitdem die Verbindung Giessen-Siegen-Köln mit sehr viel Verspätung unterwegs ist und Anschlusszüge meist nicht erreicht werden.
„Was bleibt: Eine Stadt wie Siegen ohne Fernverkehrsverbindungen, eine Region im verkehrlichen Abseits, nur Nahverkehrszüge mit stark reduziertem Komfort (nur eine Toilette, harte Sitze, keine Verpflegung), eine vergleichbare Region muss man schon suchen!“ so Achim Walder vom VCD-Kreisverband Siegen-Wittgenstein und Olpe