Anruf-Sammeltaxi oder Bürgerbus für Altenhundem

Auch die Bevölkerung in den verschiedenen Ortsteilen von Altenhundem, wo sich nach Politikermeinung kein Busverkehr mehr lohnt, haben ein Recht auf Mobilität ohne Auto. In den letzten Jahren wurde das Verkehrsnetz von Bus und Bahn im Kreis Olpe nur in wenigen Fällen verbessert. Besonders die leeren Kassen der Kommunen werden zu einer weiteren Reduzierung führen, so Achim Walder vom Verkehrsclub-Deutschland.
In Altenhundem sind die Wege zur Bushaltestelle. Die Wohnlagen haben sich in den Jahren von den Verkehrsachsen weg entwickelt und werden von den Bussen nicht mehr erschlossen. Für einen Teil der Bürger, besonders älteren ist dieser Weg aber zu weit und zu beschwerlich. Andere Stadtteile werden nur mit zwei, drei Bussen am Tag bedient. Wenn es auch noch am Tag noch einen ausreichenden Verkehr mit Bus und Bahn gibt, so haben die Fahrpläne von VWS, Westfalenbus und DB-AG am Abend und Samstag/Sonntags zum Teil große Lücken, wenn überhaupt ein Bus fährt. Abends holt der Vater die Tochter von der Diskothek oder die Oma vom Konzert oder Theater ab. Die Freizeiteinrichtungen wie z.B. Schwimmbad, Diskotheken oder auch Reit-, Turn- und Musikunterricht können besonders Kinder entweder nur mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit dem Auto mit der Mutter als ‚Taxichauffeur‘ erreichen. Wenn diese Möglichkeit aber nicht besteht, kann nur auf ein teures Taxi zurückgegriffen werden, oder man bleibt wegen fehlender Transportmöglichkeiten gleich zuhause.
‚Wer jedoch heute versucht, die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen von heute mit einer ÖPNV-Struktur von gestern zu befriedigen, wird die Bevölkerung immer mehr zum Auto drängen,‘ so Achim Walder. Die zunehmenden Zahlen beim motorisierten Individualverkehr in Südwestfalen lassen den ÖPNV mit Bus und Bahn nicht mehr wirtschaftlich erscheinen. Viele Politiker meinen: ‚In unserer Gesellschaft muß jeder ein eigenes Auto haben.‘ Es ist schon fast selbstverständlich, mit 18 Jahren einen Führerschein zu erwerben und ein eigenes Auto zu kaufen. Es bleibt dann nur noch der Teil der Bevölkerung übrig, der sich aus finanziellen Gründen kein Auto leisten kann. So müssen z.B. für einen Golf-CL pro Monat mit allen Kosten und 15.000 km Fahrleistung mehr als 700.-DM bereitgestellt werden. Weitere Gruppen unserer Gesellschaft, die nicht mit dem Auto fahren können, sind die Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren sowie die Älteren, die nicht mehr dazu in der Lage sind, teils aus gesundheitlichen Gründen oder auch weil sie dem Streß des Verkehrs nicht mehr gewachsen sind. Nicht zu vergessen sind die vielen Frauen, in deren Familien es zwar ein Auto gibt, mit dem allerdings der Mann zur Arbeit fährt. Sie sind besonders auf einen gut funktionierenden ÖPNV angewiesen. Nach Untersuchungen sind in Deutschland noch 27% der Haushalte ohne Auto.
In anderen vergleichbaren Städten wurde schon in den 80-er Jahren mit Theater-Taxen und Diskobussen der erste Schritt in Richtung AST getan. Heute gibt es dort gut funktionierende AST-Systeme. Mit einer guten Vorplanung und fachkundiger Beratung sowie mit der Einbeziehung der Bevölkerung sind alle Projekte mit Erfolg gekrönt worden. Einige Landkreise haben sogar inzwischen die Federführung bei der Planung und Finanzierung übernommen, um so ein weitgehend einheitliches System zu erhalten.
Achim Walder zeigt den weiteren Weg zum AST-Einsatz auf: ‚Im Vorfeld der Planungen für die Einführung von AST-Systemen müssen Untersuchungen über das Liniennetz im ÖPNV stehen. Eine Auswertung des Fahrplans ist aber ebenso wichtig, um die entscheidenen Lücken zu finden und aufzuzeigen. Auf einem Stadtplan sind die Buslinien eingezeichnet. Um die Haltestellen wurden mit einem Zirkel maßstabsgerecht Kreise von 300m gezogen. Das entspricht einem heute noch von Fahrgästen akzeptierten durchschnittlichen Fußweg von 5 min. Diese Kreise wurden mit verschiedenen Farben je nach ÖPNV-Anbindung ausgefüllt. Für jeden Entscheidungsträger ist es leicht ersichtlich, wo die Bürger auf ein eigenes Auto angewiesen sind.‘
Für den Stadthaushalt bietet sich ein weiterer entscheidender Vorteil, im Hinblick auf die Finanzierbarkeit des AST-System. Es entsteht nur dann ein Zuschußbedarf, wenn die AST-Fahrt wirklich durchgeführt wird. Das AST ist deshalb eine intelligente Ergänzung zum bestehenden ÖPNV-Verkehrsnetzes. Besonders die leeren Kassen der Kommunen können hier nicht als Begründung für eine Ablehnung herhalten. Einige Bus-Linien sind kommunale Aufgabe und müssen von der Stadt bezuschußt werden. Dem zu erwartenden Abbau-Trend im ÖPNV ist mit dem AST-System entgegenzutreten, damit nicht ein großer Teil unserer Bevölkerung vom sozialen und kulturellen Leben abgeschnitten wird.
Ein Zitat des damaliger Bürgermeister von Vellmar: ‚Vor der Einführung des AST-Verkehrs war der ÖPNV in den Bürgerversammlungen ein Dauerbrenner, nach der Einführung des AST-Verkehrs war der ÖPNV kein Thema mehr!‘
Diese Mobilität kann mit einem AST-System befriedigt werden, wie es viele Städte und Gemeinden außerhalb des Kreises Olpe in über 10 Jahren gezeigt haben.