Der Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) hielt kürzlich seine Jahreshauptversammlung ab. Nach der Erledigung der Regularien diskutierten die Mitglieder aktuelle Themen des Verkehrs im südwestfälischen Raum. Im Mittelpunkt stand dabei der Schienengüterverkehr. Der VCD begrüßt ausdrücklich die umfangreichen Investitionen, die die Kreisbahn Siegen-Wittgenstein in den letzten Jahren in ihren Fahrzeugpark getätigt hat. Dadurch verfügt das Unternehmen über einen leistungsfähigen Lokomotivbestand, mit dem vom Güterbahnhof Kreuztal aus im Siegerland und in Wittgenstein zahlreiche Industriebetriebe und die Holzwirtschaft im Schienengüterverkehr bedient werden.
Eine weitsichtige Entscheidung war auch die Übernahme des ehemaligen Containerbahnhofs in Kreuztal, wo seit einiger Zeit wieder ein vermehrter Umschlag von Containern und Wechselbrücken zwischen Bahn und Lkw stattfindet. Indem die Kreisbahn der heimischen Wirtschaft eine Alternative zum Lkw-Verkehr bietet, trägt sie insbesondere beim Transport von Metallerzeugnissen und Holz zu einer Senkung der Transportkosten bei.
Insoweit stellt die Kreisbahn nach Auffassung des VCD ein wichtiges Instrument der aktiven Wirtschaftsförderung dar. Für die Zukunft stellt sich angesichts steigender Kraftstoffpreise die Aufgabe, auch den Unternehmen, die nicht über einen eigenen Gleisanschluss verfügen, die Nutzung des energieeffizienten Schienenverkehrs zu ermöglichen. Insofern begrüßt der VCD die Planungen der Kreisbahn zum Ausbau des Kreuztaler Containerterminals zu einer leistungsfähigen Umschlageinrichtung.
Darüber hinaus kommt dem Neubau eines Gleisanschlusses im Industriegebiet Schameder und dem Erhalt des Holzladegleises in Erndtebrück besondere Bedeutung zu. Soweit noch intakte Ladestraßen vorhanden sind, wie etwa am Bahnhof Hilchenbach, sollte diese Infrastruktur für zukünftige Verkehrsbedürfnisse planerisch gesichert werden.
Die Internationale Energieagentur weist darauf hin, dass die Produktion der heute aktiven Ölfelder bis 2030 um 60% zurückgehen wird. Die ASPO (Association for the Study of Peak-Oil and Gas), eine Vereinigung unabhängiger Energiefachleute und Geologen, geht davon aus, dass sich die weltweite Ölproduktion unter Berücksichtigung neu erschlossener Ölfelder bis 2030 halbiert! Unter diesen Voraussetzungen stehen dem Verkehrssektor bald gravierende Veränderungen bevor.
Davon ist vor allem der besonders erdölabhängige Gütertransport auf der Straße betroffen, der sich in Zukunft drastisch verteuern und daher deutlich zurückgehen dürfte. Einer aktuellen Studie des IFEU-Instituts zufolge, ist der Güterverkehr auf der Schiene im Vergleich zum Lastwagen fast viermal energieeffizienter.
Der VCD fordert daher die Politiker auf, vom Bau neuer Straßen in Siegen-Wittgenstein, die als Südumgehung Kreuztal mit Weiterführung nach Leimstruth geplant sind, abzusehen. Stattdessen sollten jetzt die Weichen in Richtung eines Ausbaus des regionalen Schienengüterverkehrs gestellt werden, damit der heimischen Industrie rechtzeitig wirtschaftliche Alternativen zum teuren Lkw-Transport zur Verfügung stehen. Hier kann der Kreis als Träger der regionalen Wirtschaftsförderung einen strategischen Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Siegen-Wittgenstein leisten.