Die Überlegungen der VWS-Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd AG, einen Teil ihrer bisherigen Omnibuslinien durch ein neues Verkehrssystem zu ersetzen, zeigen, daß der Omnibus für die schon heute vorhandenen starken Verkehrsströme nicht mehr das geeignete Nahverkehrsmittel ist. Erhebliche Verbesserungen sind auch beim ÖPNV in Südwestfalen notwendig und möglich.
Zwischen Deuz und Siegen fahren beispielsweise heute schon erheblich mehr Fahrgäste als auf den Strecken der Dürener Kreisbahn. Diese gilt als Modellbeispiel für modernen und erfolgreichen Schienennahverkehr. Durch den Einsatz von modernen Leichttriebwagen, wie sie auch von ADtranz im Dreis-Tiefenbacher Werk gefertigt werden, ist ein kostengünstiger Eisenbahnbetrieb möglich. Busse aus regionaler Produktion gibt es übrigens nicht.
Die Visionen der 70er Jahre wurden nicht zur Realität. Damals sagte man Kabinenbahnen eine große Zukunft voraus. Doch zum Einsatz kamen sie nur in wenigen Ausnahmefällen. In der Praxis haben sich die seit mehr als 100 Jahren bewährten Systeme Straßen- und Eisenbahn durchgesetzt. Auch der von der VWS favorisierte Spurbus hatte auf dem Markt nur geringen Erfolg.
Der erste Einsatz eines Spurbusses erfolgte in Essen als Pilotprojekt ab 1980. Die Erprobung und Ausreifung des Systems erfolgte im laufenden Fahrgastbetrieb. Trotz vieler Verbesserungen hat sich der Spurbus nur bedingt bewährt. So wurde beispielsweise der Mischverkehr mit der Straßenbahn wurde wegen häufiger technischer Probleme Ende des letzten Jahres endgültig aufgegeben. Immer wieder kam es im U-Bahn-Tunnel zu Entgleisungen des Spurbusses.
Planungen für neue Spurbussysteme wurden meist bereits in einem frühem Stadium aufgegeben. In Oberhausen ging bereits diesen Juni eine neu gebaute Straßenbahn wieder in Betrieb. Lange Zeit wurde dort ein Spurbuseinsatz favorisiert. Gerade durch die räumliche Nähe zu den Essener Erfahrungen wurde sich dann doch gegen den Spurbus und für die Straßenbahn entschieden.
Auch in Wiesbaden sollte einmal der Spurbus fahren. Auf den dortigen Steigungsstrecken wäre eine Fahrbahnheizung erforderlich gewesen. Ökonomisch und Ökologisch wurde dieses Projekt fragwürdig. Mittlerweile hat man sich auch in Wiesbaden für die Einführung einer Stadtbahn entschieden. Nicht der Spurbus sondern die Stadtbahn wird zukünftig das Bild auf den vorhandenen und neuen Bahnstrecken prägen.
Im Vergleich zu Straßen- und Eisenbahnen ist die Sicherheit beim Spurbus sehr viel geringer, da er im Vergleich zu Triebwagen eine sehr viel geringere Festigkeit aufweist. Aus diesem Grunde wird der Einsatz auf Eisenbahnstrecken, wie der Strecke nach Deuz von den zuständigen Behörden wohl auch kaum genehmigt werden können. Jedenfalls so lange dort noch Züge fahren sollen.
Der an der Spurbusentwicklung führend beteiligte Professor Brändli von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich urteilte über den Spurbus: „Man solle im Anwendungsfall bedenken, ob das Ergebnis nicht auf ganz andere Weise erreicht werden kann; Beispielsweise durch Erfindung der Schiene.“
Die von der VWS erhofften Verbesserungen wären auch ohne den Bau neuer Trassen möglich. So gibt es beispielsweise, obwohl der Fahrplan der Linie 61 in den letzten zwölf Monaten zwei Mal grundlegend geändert worden ist, durchgehende Busse von Walpersdorf nach Weidenau heute nur im Ausnahmefall.
Bis Ende der 60er Jahre verkehrte im Kreis Altenkirchen bereits der Vorläufer des Spurbusses. Heute kann das letzte erhalten gebliebene Exemplar des ‚Stra-Schi-Bus‘ im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen bewundert werden.