(c) Thorsten Wroben SiegerlandKurier. Tägliche Missstände wie mehrminütige Verspätungen und unzureichende Umstiegszeiten im heimischen Bahnverkehr riefen am Donnerstagmorgen die Fahrgastverbände Verkehrsclub Deutschland (VCD), ProBahn und Arbeitskreis Schienenverkehr im Kreuztaler Stadtzentrum zusammen, um öffentlich auf die schlechte Situation, speziell bei der Rothaarbahn, hinzuweisen.
Der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen Süd (ZWS) steht dabei im Mittelpunkt der Kritik. Obwohl die Züge in der Region laut ZWS Ende 2016 alle wieder gemäß Fahrplan verkehren sollten, wurden im Januar massive Verspätungen und sogar mehrere Zugausfälle registriert, wie Horst-Günter Linde (stellvertretender Vorsitzender des VCD-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein) klagte.
Achim Walder, 1. Vorsitzender des VCD-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein, teilte mit Sorge mit, dass diese Zustände dazu führten, dass Schüler erheblich zu spät zum Unterricht kamen und Produktionsabläufe in den Betrieben gestört wurden. Eine Entschädigung für die betroffenen Fahrgäste lehnte die ZWS bis dato ab, sie bestellte lediglich mehrere Sonderzüge für die Karnevalszeit.
Laut Matthias Tuschhoff (VCD), der detailliert Verspätungen bei der Rothaarbahn aufführte und davon sprach, dass man bereits seit einem Jahr Verbesserungen durch die ZWS erwarte, gibt es einfach „zu wenig Züge, die pünktlich sind“.
Die ausgefallenen Züge fließen dabei noch nicht einmal in die Pünktlichkeitsstatistik ein. „Wir sind seit einiger Zeit mit der Betriebsqualität unzufrieden“, beanstandete Tuschhoff.
Aufgrund eigener Analysen sei gerade auf der Linie RB 93, der Rothaarbahn von Bad Berleburg nach Betzdorf, bei der Abfahrt ab Dahlbruch nach Siegen, eine „sehr schlechte Pünktlichkeit“ zu verzeichnen. Einmal pro Woche, so die Statistik, fuhren die Züge erst mit achtminütiger Verspätung ab, was für viele Umsteiger negative Folgen habe. „Die Rothaarbahn ist das Schlusslicht der Region“, sagte Tuschhoff, der vor allem die mangelhaften Informationen im Zug und am Bahnsteig sowie die „Umsteigebeziehungen“ kritisierte. Oftmals würden Bahnkunden ihre Anschlusszüge verpassen und müssten beispielsweise auf der Strecke Hilchenbach-Erndtebrück mindestens 60 Minuten auf den nächsten Zug warten.
Wie Walter Schindler (VCD) von Triebfahrzeugsführern erfuhr, müsse der Fahrplan mehr Zeit an neuralgischen Punkten, wie am Bahnhof Stift Keppel in Allenbach vorsehen, wenn dort 30 Schüler gleichzeitig einsteigen würden. Eine „gravierende Ursache“ für Verspätungen hierzulande sei, so Otto Wunderlich (1. Vorsitzender des Arbeitskreises Schienenverkehr Südwestfalen), der von Aachen über Köln nach Siegen verkehrende Regionalexpress (RE) 9.
„Die RE 9 hat die schlechtesten Werte der Region“, da sie in Köln dem S-Bahnverkehr Vorrang gewähren müsse, was zu Kopfschütteln auf Seiten der Fahrgastverbände führe. Die fordern vom ZWS nun eine Qualitätssicherheitskontrolle durch einen situationsunabhängigen Gutachter. Man befinde sich in einer „Pattsituation“, da die ZWS diesen Missständen nicht die nötige Beachtung, auch nicht im VGWS-Fahrgastbeirat, schenke. Lediglich Teilkorrekturen seien vorgenommen worden, in puncto Verbesserung der Infrastruktur gebe es noch viel Nachholbedarf.
Textübernahme mit freundlicher Genehmigung Siegerlandkurier