Mehr als 30 Direktverbindungen. Verkehrsausschuss diskutiert über Haltepunkt
Von Boris Schopper und Jens Plaum – Westfalenpost/Westfälische Rundschau
Siegen. Der bislang längste Lokführer-Streik der deutschen Geschichte könnte eine ohnehin boomende Branche zum Gewinner machen: Fernbusse. Von Siegen aus fahren weit mehr als 30 Direktverbindungen unterschiedlicher Anbieter in alle Teile der Republik. Seit der Änderung des Personenbeförderungsgesetzes Anfang 2013 treten Fernbusse in Konkurrenz zur Bahn. Viele deutsche Städte werden von Siegen aus direkt angefahren, das heißt, Fahrgäste müssen nicht umsteigen. Einige der Linien fahren unterwegs weitere Haltepunkte an. Über diese Direktverbindungen hinaus werden weitere Städte angefahren. Wer zum Beispiel nach Prag möchte, muss in Mannheim umsteigen. Gesamtreisezeit: 11 Stunden und 30 Minuten.
VCD-Kritik: „Wettbewerb nicht fair“ – Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) Siegen-Wittgenstein kritisiert unterdessen, dass Fernbusse und Bahn unter ungleichen Bedingungen konkurrieren. Der Verband beruft sich dabei auf eine Marktanalyse des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe. Demnach stamme das Schienennetz von Siegen nach Dortmund, Köln und Frankfurt aus dem 19. Jahrhundert. Erst mehr als 100 Jahre später seien die Sauerlandlinie und die Autobahn nach Köln gebaut worden. Während der Zug durch Täler entlang der Flüsse unterwegs sei, nutze der Fernbus die direkte Autobahn über – so der VCD – sanierungsbedürftige Brücken. So seien auch die teilweise großen Fahrzeitunterschiede zu erklären. Die Einführung einer Maut für Fernbusse oder die Reduzierung der Trassenkosten für die Bahn würde die Chancengleichheit verbessern, so der VCD. Acht Prozent der Betriebskosten der Bahn-Verkehrsunternehmen entfallen allein auf Halte an Bahnhöfen, 44 Prozent auf die Schienennutzung. Fernbusse nutzten indes die Straße kostenlos. Einen Vorteil der Bahn gegenüber Fernbuslinien sieht der VCD: Während Züge auch in kleineren Orten halten, fahren Fernbusse kreisweit nur vom Haltepunkt Berliner Straße 40 in Siegen aus. Alles andere als optimal ist dessen Zustand in den Augen vieler Lokalpolitiker. Der Verkehrsausschuss sprach sich am Donnerstag für einen SPD-Antrag aus, den die Jamaika-Koalition noch erweiterte. Darin heißt es nicht nur, dass die Haltestelle Berliner Straße in ihrem derzeitigen Zustand ein zunehmendes Fahrgast- und Busaufkommen nicht verkraften könne. Die mangelhafte Ausstattung sei bereits jetzt nicht bedarfsgerecht. Die Verwaltung soll daher prüfen, ob eine Verlagerung an den ZOB vor oder den Bereitstellungsplatz hinter dem Bahnhof möglich wäre. Oder aber die Haltstelle unweit der Justizgebäude erweitert werden könne. CDU, Grüne, FDP reagierten pessimistisch, was eine Verlagerung angeht: „Wir haben bei den VWS nachgefragt, ZOB geht wohl nicht“, sagte CDU-Fraktionschef Rüdiger Heupel. Die Koalition plädierte vielmehr dafür, die Haltestelle Berliner Straße auf Kosten des Bürgersteigs zu erweitern. Zudem sollten zusätzlich Haltepunkte im Kirchweg eingerichtet werden. Nicht zuletzt könnten auf den „weitgehend ungenutzten“ Busparkplätzen an der Koblenzer Straße Fahrgäste ein- und aussteigen.