Seit nun mehr als drei Monaten führen zahlreiche Bahnkunden im Auftrag des VCD-Kreisverband Siegen-Wittgenstein ein so genanntes ÖPNV-Tagebuch, durch welches die Qualität des Schienenpersonennahverkehrs in unserer Region etwas näher untersucht werden soll. Nachdem bereits im März eine erste Auswertung erfolgte, liegen nun die ausgewerteten Daten von ca. 500 Fahrten vor. Dabei bestätigte sich der schon im März gewonnene Eindruck, die Bahn scheint besser zu sein als ihr Ruf. Es fielen aber erneut etliche Mängel und die eine oder andere Kuriosität auf. Betrachtet man zunächst die Pünktlichkeitsstatistik, so erscheint ein Pünktlichkeitsrate von 68% (bezogen auf die untersuchten Züge) nicht all zu gut zu sein, gibt man sich jedoch etwas toleranter und zählt jene Züge, die nur bis zu 5 Minuten verspätet abfuhren ebenfalls zu den pünktlichen, so erhöht sich die Pünktlichkeitsrate auf 93%. Schließt man den durch Baustellen entlang der Strecke sehr verspätungsanfälligen RE9 (Rhein-Sieg-Express Köln – Siegen) aus der Betrachtung aus, so verbessert sich der Wert erneut. Ein Ärgernis für viele Fahrgäste auf der RB93 (Rothaarbahn Siegen – Bad Berleburg) sind nach wie vor die Kapazitätsengpässe, hat die Auswertung der vorliegenden Zahlen doch ergeben, dass in 17% der untersuchten Züge Fahrgäste stehen mussten. Ebenfalls negativ aus Sicht des VCD ist die Tatsache, dass lediglich in 30% der untersuchten Züge ein Schaffner oder Kontrolleur anwesend war. Dies dürfte für viele Fahrgäste eine Einladung zum Schwarzfahren, für andere hingegen eine Einladung zum Vandalismus sein. So war es auch nicht verwunderlich, dass es sehr viele Bemerkungen über verschmutzte Fahrzeuge oder zerkratzte Scheiben gab.
Ein weiterer Interessanter Punkt fiel einem Fahrgast auf, dessen tägliches Ziel der Bahnhof Hüttental-Geisweid ist. Überall in der Republik wurden in der Nacht vom 30. auf den 31. März die Uhren von Winter- auf Sommerzeit umgestellt, jedoch nicht in Geisweid. Dort war die Winterzeit noch 2 Wochen länger gültig. Nachfragen bei der Bahn konnte nicht klären, ob dies ein Pilotversuch zur Einführung einer neuen Zeitzone war oder ob man den Bahnhof schlichtweg vergessen hatte.
Der VCD sucht auch weiterhin interessierte Bürger, die die Aktion ÖPNV-Tagebuch unterstützen möchten, Kontakt unter 02732-12741 oder e-mail: Tagebuch@bivs.de